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Wir für den Pferdesport (04.08.2021 21:07:15)

Ein gutes Thema für einen Blog, wenngleich auch ein brisantes Thema. Im Moment werden anlässlich der olympischen Spiele in Tokio Stimmen laut, dass der Pferdesport, vor allem wohl die Dressur, nicht mehr als olympische Disziplin stattfinden soll. Weiterhin kritisiert man ganz allgemein den Pferdesport, Tierschutzorganisationen fühlen sich aufgefordert, dagegen vorzugehen. Es heißt, auf den Punkt gebracht, dass ein Reiter nichts auf dem Rücken eines Pferdes zu suchen hätte und das Pferd sich in freier Wildbahn nicht seitwärts mit kreuzenden Beinen fortbewegen, oder gar auf der Stelle traben würde. So weit sicherlich nicht ganz falsch, allerdings haben unsere heutigen Reitpferde recht wenig mit einem Wildpferd gemeinsam. Ebenso wäre mein kleiner Yorkshire-Mischling gänzlich aufgeschmissen, wenn ich ihm nun erkläre, dass er vom Wolf abstammt und sich sein Fressen gefälligst selber jagen solle. Ich verstehe, dass man erschrocken auf nicht tierschutzkonforme Trainingsmethoden reagiert. Ich bin seit 12 Jahren Trainerin im Pferdesport und arbeite mit den unterschiedlichsten Pferden und auch Menschen. Eines aber verbindet all meine Reitschüler, nämlich dass sie zu jeder Zeit wollen, dass es ihrem Pferd gut geht. Sie möchten, dass es Spaß an der Arbeit hat, ein korrekter Aufbau - quasi von der Vorschule bis zum Gymnasium in behutsamen Schritten, eine makellose Muskulatur und ein schwingendes, glücklich abschnaubendes Pferd stehen stets und ständig im Mittelpunkt. Auch ich habe in meiner Laufbahn viel gesehen, reite von Kindesbeinen an. Ja, es gab Dinge, die ich lieber nicht gesehen hätte und von denen ich schon früher wusste, dass das nicht der Weg ist. Ich bin froh, dass ich nicht mit Reiten als Leistungssport aufgewachsen bin, denn mit Reiten als schönstes Hobby der Welt mit ganz viel Wertschätzung seinem Pferd gegenüber, kann man es besser machen. Jeder Reiter und jedes Pferd wird dort von mir abgeholt, wo er/sie steht. Im Rahmen der Möglichkeiten entwickeln wir, ohne auch nur einen Tag unter Stress oder Druck zu geraten, denn den Zahn ziehe ich jedem sofort: Stress, Druck und Unentspanntheit haben auf und mit dem Pferd nichts verloren. Genau das ist doch aber auch mein Job! Ich muss doch den etwaigen Druck rausnehmen, Stress abbauen, Zufriedenheit schaffen! Wenn ich mir so die Entwicklung meines Ponys Bumblebee anschaue, dann ist sie doch einer der besten Beweise dafür, dass Pferde Spaß am Lernen haben können, sich entwickeln wollen und Leistung bringen wollen, Bumblebee´s Gangwerk, welches ihr von der Natur gegeben wurde, hat nichts, aber auch gar nichts mit einem Wildpferd in der Prärie zu tun. Sie kam ein wenig misstrauisch und wenig bemuskelt zu mir. Ich habe nichts anderes gemacht, als sie vorwärts-abwärts über den Rücken zu reiten, Galopp haben wir uns vorerst gespart, der Rücken musste ersteinmal stabil und tragfähig werden. Das hat sie so dankend angenommen. Ausreiten, Longe, Stangenarbeit - von jedem etwas, damit es nicht langweilig wird. Dann bekam sie Kraft und Muskeln und fing an, richtig zu wollen. Sie schäumt und kaut zufrieden auf ihrem Gebiss, unsere Osteopathin ist begeistert, ein so lockeres Pferd ohne "Baustellen" in der Muskulatur und den  Wirbeln. Ein Pony, dass sich manchmal kaum bremsen lässt, weil sie so Lust hat, etwas zu tun, ihr Gangwerk zu entfalten und einfach mal richtig "Meter" zu machen, weil sie es kann und weil sie es liebt! Dazu könnte ich sie zu keiner Zeit zwingen. Dann würde sie nämlich festhalten und rennen, nicht mehr flockig über den Platz schweben. Auf Turnier sind wir beide völlig tiefenentspannt in unserer eignen Welt unterwegs. Sobald sie den Platz betritt, strahlt sie eine Präsenz aus, die ich ihr niemals antrainieren könnte - die hat sie einfach! Ausstrahlung kommt von der eigenen, tiefsten Überzeugung von innen heraus, da kann man auch von Außen nicht nachhelfen. Ebenso erfolgreich und behutsam bilde ich seit über einem Jahrzehnt Pferde und Reiter aus, oft führe ich beide erst einmal zusammen, damit sie den Weg überhaupt zusammen gehen können. Verständnis, Respekt und Geduld sind die stützenden Säulen einer jeden Ausbildung. Zu mir finden auch nur die Reiter, die genau diesen Weg mit mir gehen. Ich habe Pferde-Reiter-Paare in den Unterricht bekommen, die wirklich festgefahren waren, es ging nicht mehr viel, der Ausweg aus der Situation fehlte. Jeder Reiter muss sich in erster Konsequent bewusst darüber sein, welch ein Glück er mit seinem Pferd hat und dass es nicht selbstverständlich ist, dass das Pferd ihn überhaupt auf seinem Rücken duldet. Kräftemäßig machen wir uns nichts vor - wenn das Pferd uns nicht will, kann es uns dies deutlich zeigen. Man darf sein Pferd zu keiner Zeit für selbstverständlich erachten und auch nicht, was es für uns tut. Dann hat man den Schlüssel für alles Weitere. Es gibt doch nichts Schöneres, als wenn das Pferd schnaubend, schwingend und freudig über das Viereck trabt, galoppiert, schreitet. Ein strahlender Reiter oben drauf rundet das Bild ab. Auch dieser muss locker, durchlässig und geschmeidig sein, sonst kann er dieses nicht auf sein Pferd übertragen. Zugegeben, da wir uns nicht im absoluten Leistungssport befinden, haben wir es natürlich leicht, alles genau so anzugehen, wie wir es eben machen. Der Profisport ist auch mir manchmal etwas suspekt, aber ich weiß, dass ich in meinen Gefilden jeden Tag die Pferdesportwelt zu einem besseren Ort mache und das macht mich glücklich. Ich halte nichts, aber auch gar nichts, von Pferden, die in Hyperflexion (Rollkur) laufen, das ist Missbrauch am Pferd und darf nicht eine Sekunde geduldet werden. Es gibt viele Dinge im Reitsport, die ich für mich definitiv ablehne, denn auch ich bin der Meinung, dass ein Pferd kein Sportgerät sein darf und es auch nicht ist. In meinen Kreisen ist es das auch nicht. Da wird den Tieren so viel Liebe gegeben, sie werden mit äußerster Fürsorge behandelt und ihr Wohl steht an erster Stelle, Das danken sie ihren Menschen von Herzen. Wie oft bekomme ich freudige Nachrichten von Reitschülern, dass sie einen schönen Ausritt gemacht haben oder derartig weitere spaßige Dinge mit ihrem Pferd gemacht haben. Ein entspanntes Pferd im Gelände ist ein zufriedenes, ausgeglichenes Pferd, dass seinem Reiter vertraut, das kann man nicht erzwingen. Auch im Profisport gibt es Reiter, die nach diesen Werten mit ihren Pferden arbeiten.. Einem Tier gegenüber unfair, grob, brutal oder nicht liebevoll zu sein, der Verantwortung, immer das Beste zu für dieses zu wollen, nicht nachzukommen und es nicht wertzuschätzen, das ist immer falsch, in meiner Welt ein Verbrechen (!), egal, ob Pferd, Hund, Katze, Maus, Hamster, Vogel.... Jedes Tier hat seinen Charakter und wenn wir lernen, auf unser Tier einzugehen, es zu verstehen und es zu respektieren, dann sehen wir, was es braucht, was es kann und was es mag. In diesem Rahmen können wir es dann fördern, ohne zu überfordern. In diesem Sinne: lasst uns der Welt zeigen, dass wir Reiter ein gutes und vor allem faires Herz haben!


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